Schulden ohne Scham: Luxemburg hilft, der Schuldenfalle zu entkommen

Towfiqu barbhuiya, Unsplash
Das Wort "Schulden" löst in der Gesellschaft oft Scham oder Schweigen aus. In Luxemburg wird jedoch zunehmend anerkannt, dass finanzielle Schwierigkeiten kein persönliches Versagen sind, sondern eine Situation, in die jeder geraten kann. Um darüber offen zu sprechen, ruft das Ministerium für Familie, Solidarität, Zusammenleben und Flüchtlingsaufnahme die dritte nationale Woche der Schuldenprävention ins Leben, die vom 28. April bis zum 2. Mai 2025 stattfinden wird.
Die Organisatoren - in Partnerschaft mit der Inter-Actions Association (ASBL) und der Medical and Social Support League (MSSL) - wollen Menschen, die in Schulden ertrinken, vorbeugen, informieren und aufhalten.
Luxemburg bietet ein klar strukturiertes Verfahren, um innerhalb von maximal 7 Jahren schuldenfrei zu werden. Es besteht aus drei Phasen:
- Vergleichsvereinbarung - freiwillige Vereinbarung durch die Schlichtungskommission.
- Die gerichtliche Wiedereinsetzung ist ein Verfahren vor einem Friedensrichter.
- Die Privatinsolvenz ist der letzte Ausweg, auch über die Gerichte.
In allen Phasen werden die Betroffenen von Fachleuten begleitet: Inter-Actions und die Liga für medizinische und soziale Unterstützung bieten nicht nur Beratung, sondern auch langfristige Unterstützung zur Wiederherstellung der Autonomie.
Entgegen dem Klischee nehmen am häufigsten Berufstätige (42 %) und nicht Arbeitslose (11 %) an dem Verfahren teil. Interessant ist auch, dass mehr als 64 % der Antragsteller Alleinstehende sind und nur 3 % Familien mit Kindern.
Altersstruktur:
- 49% im Alter von 31 bis 50 Jahren
- 45% sind über 50
- nur 6 Prozent sind unter 30
Seit 2014 wurden die meisten Fälle (82 %) in der ersten, vorgerichtlichen Phase beigelegt. Nur 7 % gehen in die Privatinsolvenz.
Während der Präventionswoche werden landesweit in Bahnhöfen und an öffentlichen Plätzen Informationsstände eingerichtet, an denen Hilfe, Ratschläge und pädagogisches Material erhältlich sind. Außerdem gibt es eine spezielle Website: www.endettement.lu.
Der Staat sendet eine wichtige Botschaft: Finanzielle Not macht Sie nicht zu einem schlechten Menschen. Sowohl das System als auch die Gesellschaft müssen Raum für Hilfe schaffen, nicht für Verurteilung. Dies ist die Grundlage für soziale Gerechtigkeit.